Josef Mantl

Mobile Marketing Innovation Days

© Philipp Lipiarski / www.goodlifecrew.at Die siebte Auflage des führenden Branchenevents für Digital Marketing in Österreich, die Mobile Marketing Innovations Days (MMID), stand zwei Tage lang ganz im Zeichen wichtiger Zukunftsthemen, die den Digitalstandort Wien und ganz Österreich vorantreiben sollen. Mit diesem Fokus gaben Opinion Leader, Influencer, Marketing- sowie Digital- und Zukunftsexperten ihr Know-how und ihre Erfahrungswerte preis. Am zweiten Tag ging es mit spannenden Masterclasses für praxisnahe Hands-on-Experiences weiter. Die bevorstehende EU-Datenschutzgrundverordnung war ebenso Thema wie das lange geforderte „Level Playing Field“ mit den US-Digitalgiganten.

„Wirtschaft, Digitalisierung und Innovation sind drei Schlagwörter, die ganz essenziell für die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Wien sind. Daher ist es uns ein großes Anliegen die Zukunftsthemen und -trends mit führenden Branchenexperten in die Smart City zu holen. Internationaler Austausch und Diskussion sind ein wesentlicher Beitrag für den Fortschritt der heimischen Wirtschaft“, war unser Statement über den erfolgreichen Start.

ProSiebenSat.1 PULS 4-Geschäftsführer Markus Breitenecker forderte einmal mehr eine klare Position gegen die Übermacht der US-Digitalgiganten: „Wir brauchen einen nationalen und europäischen Schulterschluss der Medienanbieter. Nur mit fairen Rahmenbedingungen und in einem gerechten Wettbewerb ist die Digitalbranche der wichtige Wachstumstreiber in der EU, von dem Arbeitsplätze, Wohlstand, Demokratie und Journalismus abhängen.“

Instagram als Schlüsselelement für erfolgreiches Mobile Marketing

Der Anspruch an Content hat sich mit der Durchdringung der Smart Devices erheblich verändert: „Video is the new Photo“ lautete die Kernaussage von Patricia Bergler, DACH-Account-Strategist bei Facebook in Dublin. Video wird bis 2021 rund 82 Prozent des Consumer-Internet-Traffics ausmachen. 500 Millionen täglich aktive Instagram-User, wovon 300 Millionen das erst im Oktober 2016 eingeführte und rapide wachsende Story-Feature nutzen, verdeutlichen den Trend hin zu Bewegtbild. Die Entwicklung bestätigt, dass Bilder stärker und emotionaler wirken – 60 Mal schneller wahrgenommen und Videos sogar fünf Mal länger betrachtet werden.

„Bilder und insbesondere Video müssen für die User eine hohe Relevanz haben sowie emotional ergreifend und ansprechend sein. ‚Diversify your Content’ – sei anders und mutig auf Instagram“, gab Bergler dem Publikum als Tipp mit auf den Weg.

Österreichische Post: Wie Location-Based-Services alte Strukturen vereinfachen werden

Österreichische-Post-Marketingleiter Reinhard Scheitl und Leiter der digitalen Produktentwicklung, Michael Rössl, beschäftigten sich mit der Thematik, den Konsumenten mit der richtigen Nachricht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu erreichen. Mit physischen Kontaktpunkten wie Beacons in rund 300 Filialen und virtuellen Kontaktpunkten wie österreichweite Geofences und –cluster will die Österreichische Post die physische Welt digitalisieren. Den Erfolg der neu entwickelten Location Based Services sahen Scheitl und Rössl in der freiwilligen Standortfreigabe durch fast 90 Prozent der User, die sie auf Transparenz im Umgang mit den Daten, hohen Nutzen und eine optimale Userexperience zurückführen. Kunden können mit dem Service der Österreichischen Post künftig direkt am Point-of-Sale mit Push-Notifications erreicht werden.

Smart Future of Tourism holt Gäste bereits vor Reiseantritt ab

Um das Thema Big Data und die Nutzung von Daten im Tourismus ging es im Panel von Gerald Gruber, Country Manager von Mastercard. Über die neue Tourism Insight Plattform, ein auf Articifial Intelligence basierendes Tool, in die neben Daten von Mastercard auch jene von Amadeus, Google, TripAdvisor sowie Social Media einfließen, ist es nun möglich, den Gästezyklus nahezu vollständig abzubilden und das Zielgruppenverhalten kennenzulernen. Mit den neu gewonnenen Erkenntnissen kann Einfluss auf die Planung von Marketingmaßnahmen und das Abholen der Zielgruppe bereits vor Antritt der Reise genommen werden.

Restaurantbesuch wird mittels Digitalisierung zu Customer Journey

Mit dem Einsatz von digitalen Menüboards nimmt das Thema Digitalisierung beim Systemgastronomen McDonald‘s Einzug und macht eine Just-in-Time-Zubereitung der Burger über digitalisierte Prozesse in der Küche möglich. 70 Prozent aller Bestellungen werden über den Kiosk geordert und machen Selbstbedienungsterminals als digitale Bestellmöglichkeit zum wichtigsten Touchpoint des Franchisegebers. Um seine Kunden kennenzulernen, hat McDonald’s mit dem „My McDonald’s Bonus Club“ eine Interaktionsoffensive gestartet, die an 365 Tagen im Jahr die Kunden mit attraktiven Food- und Non-Food-Angeboten, aber auch mit Gutscheinen, Gamification und Erlebnisangeboten abholt, verriet Benedikt Böcker, McDonald’s-Senior-Marketing-Manager.

Gamechanging Technologies verändern die Sichtweise grundlegend

Augmented Reality verändert das Marketing von Grund auf. Mobile Kommunikationslösungen bewegen Emotionen und lassen den User selbst Content kreieren. Mit Virtual-Reality-Lösungen verhält es sich da etwas komplexer; dafür kann man sich seine Probefahrt als Beifahrer sogar ins eigene Wohnzimmer holen. Noch einen Schritt weiter geht der Emotion Analyzer, der User nicht an einen anderen Ort bringt, sondern gleich deren Gedanken übersetzt. Dabei kommt dem Neuromarketing ein besonderer Stellenwert zu, werden doch 90 bis 95 Prozent der Entscheidungen vom Bauchgefühl getroffen.

„Um Marketingmaßnahmen gezielt setzen zu können, muss man wissen, wie der Kunde denkt. Der Emotion Analyzer übersetzt jene Gedanken und Informationen, die wir sonst nicht erhalten und erlaubt ein deutlich besseres Wissen und Verständnis für die eigene Zielgruppe“, so Karl Aschinger, Mobile Technology Advisor bei IQ mobile.

Marketing in the Age of Assistance

„From Mobile first to AI first“ ist Googles neues Credo. Die Alphabet-Tochter investiert massiv in Machine Learning und Natural Language Processing sowie Foto-Gesichtserkennung, um einen höheren Nutzen für die User zu bieten. Wenn Dominik Wöber, Head of Performance Sales DACH und CEE, von „Marketing in the Age of Assistance“ sprach, spielte er darauf an, dass die Marke dem interessierten Kunden einen Mehrwert liefern muss. 63 Prozent der ungeduldigen und anspruchsvollen Konsumenten heutzutage erwarten sich eine personalisierte Nutzeranfrage. Satte 53 Prozent aller Nutzer verlassen eine Website sogar, wenn sie länger als drei Sekunden lädt. In Österreich punkten IKEA, Raiffeisen und Trivago mit den schnellsten mobilen Ladezeiten. Mit dem neuen Tool Google Lighthouse werden Ladezeiten speziell auf die Bedürfnisse der mobilen User optimiert.

24 Stunden mit der Blockchain-Technologie

Dezentralisierung schafft neue Rahmenbedingungen und verändert auch die Art, wie wir Versicherungen oder Verträge abschließen werden. Der Bitcoin ist als dezentrale Währung agiert nicht mehr von Banken abhängig und wird deswegen ebenso gehypt wie kritisiert. In Zukunft werden vor allem Anwendungen wie Glücksspiel, Versicherungen, Banken, Datenspeicherungen, Bewerbungsprozesse oder sogar Smartphone Betriebssysteme von dezentralen Lösungen ersetzt werden. Auch neue Player am Markt wie Uber müssen sich auf Veränderung einstellen und schnell agieren, denn Swarm City, eine Blockchain Lösung für Mobilität, befindet sich bereits im Anmarsch. Immer mehr Ideen und Innovationen von Start-ups greifen die dezentrale Technologie auf und werden bald in allen unseren Lebensbereichen eingesetzt werden, sagte Riat.at-Cryptoeconomics-Researcher Daniel Pichler.

Mit Big Data das große Geld machen

In der Analyse, Auswertung und Transaktionen von Big Data liegt laut Applied-Predictive-Technologies DACH- und Osteuropa-Vice-President Dirk Ettlinger nicht nur das Datengold, sondern auch das große Geld für Unternehmen. APT bekommt jeden Tag 20.000 Terrabyte an Daten und dies gilt noch nicht einmal als Big Data. Die große Kunst liegt in der Auswertung der Unmengen an Daten, die für die Marktsegmentierung essenziell sind. Einfach testen wie die Kunden ticken, die Effizienz und Effektivität messen, Korrelation und Zusammenhänge auswerten, Kausalitäten und Wirkungszusammenhänge erkennen, frei nach dem Motto „test and learn“, um das Optimierungspotenzial zu steigern.

Der steinige Weg ins Tal wird unter Donald Trump noch komplizierter

Nikolaus Haunold, Software-Ingenieur bei Airbnb, ging anhand seiner persönlichen Karriere der Frage nach, ob der Weg in das Silicon Valley führen muss oder es auch Alternativen gibt, um in der dynamischen Start-up-Welt an die Spitze zu kommen. Den gebürtigen Wiener brachte seine Begeisterung für Online-Spiele zum Programmieren und Coden. Seine Kenntnisse vertiefte er bei der Einführung von Apples iPhone als Jailbreaker und tauchte immer intensiver in die Szene ein. „Jeder noch so große CEO ist leicht zugänglich, hilfsbereit und trinkt einen Kaffee mit Dir, wenn Du ihm ein E-Mail schreibst“, sagte er über die Vorteile des Silicon Valley. Neben den erschwerten Einreisebedingungen in die Vereinigten Staaten unter der Trump-Administration schlagen vor allem extrem hohe Lebenskosten auf der Negativseite zu. Seine Empfehlung war, nicht gleich in das Silicon Valley zu ziehen, sondern bei einigen Reisen so viel Menschen wie möglich zu treffen, die Erfahrung aufzusagen und das gelernte Wissen in Europa gewinnbringend einzusetzen.

T-Mobile Austria macht Werbekampagnen mit Big Data effizienter

Matthias Fiegl, Vice-President IoT und Big Data bei T-Mobile Austria, beschäftigte sich bei „Floating Phone Analytics“ mit dem Bewegungsverhalten der 4,6 Millionen Kunden, die 15 Millionen Anrufe pro Tag tätigen und 5,8 Millionen SMS pro Tag verschicken. Die anonymisierten Daten verkauft der Telekommunikationsanbieter unter Einhaltung der gesetzlichen Rahmenbedingungen an andere Unternehmen. T-Mobile selbst nutzt diese zusammen mit extern zugekauften Daten, um seine Werbekampagnen zu optimieren. Das aggregierte Big Data aus unterschiedlichen Quellen ergibt ein holistisches Bild, das sehr präzise, stark segmentierte und damit effiziente Kampagnen ermöglicht. Die im Vorfeld definierten KPIs ermöglichen eine laufende Evaluierung der Kampagne, die im laufenden Prozess angepasst und optimiert werden kann.

Audience Management: Wie Werbung in Autos und auf Kühlschränke kommt

e-Dialog-CEO Siegfried Stepke zeigte anhand einfacher Parameter, wie er Tesla-Fahrer beim Surfen durch Bildschirmpartner, Betriebssystem, Browser und Roamingpartner erkennt. Ähnlich einfach lassen sich künftig Kühlschränke oder Sprachassistenten targeten, wodurch zusätzliche Touchpoints mit den Usern entstehen. Großes Potenzial sieht er durch die exakten Targetingmöglichkeiten in programmatischer Auto-Werbung, da bereits 25 Prozent der Mobile-Nutzung auf den Audiokonsum entfallen und 40 Prozent der Haushalte über kein klassisches Radio mehr verfügen. Der Handel kann durch vernetzte Daten beispielsweise auf Absatzschwankungen reagieren und bei niedriger Frequenz automatisiert Audio-Kampagnen ausspielen. „Der klassische Mediaplan ist statisch gedacht und nicht optimierbar“, unterstrich Stepke den Vorteil von User-zentriertem Targeting auf Big-Data-Basis.

Start-up-Spotlight präsentiert von der PULS-4-Start-up-Show „2 Minuten 2 Millionen“

Vor den strengen Augen von Gerald Gruber (Mastercard), Leo Hillinger (Unternehmer), Michael Altrichter (Business Angel) und Benedikt Böcker (McDonald’s) warfen sich die Start-up-Entrepreneure Philipp Baldauf (Butleroy), Pascal Hoffmann (movboxx.com), Drazen Ivanis (myHausTechniker), Andreas Eckhart und Amar Sayyed (bitiago) und Constantin Weiland (Taskrookie) in Zwei-Minuten-Pitches und buhlten mit ihren Unternehmenspräsentationen um die Gunst des Publikums, das am Ende das Sagen hatte. In einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen mit myHausTechniker entscheidet der digitale Dienstleistungs-Marktplatz Taskrookie schließlich das Publikumsvoting für sich.

Martin Heimhilcher, Spartenobmann der Fachgruppe Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Wien, fasste die Veranstaltung zusammen: „Wir erleben eine Reise in die Zukunft, die täglich Fahrt aufnimmt und kluge, mutige und digital denkende Unternehmer als Lenker braucht.“

 

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